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06.06.2024 / 29 Iyyar 5784

50 Jahre Neubau des Altenzentrums der Jüdischen Gemeinde Frankfurt

Ein Zuhause für jüdisches Leben

Foto: Michael Faust Das Altenzentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main an der Bornheimer Landwehr ist heute das größte jüdische Alten- und Pflegeheim in Deutschland. Es wurde auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde errichtet, das im Oktober 1942 durch die Nationalsozialisten zwangsgeräumt wurde. Die meisten der damaligen Patientinnen und Patienten wurden in Konzentrationslager deportiert und überlebten die Schoa nicht. Damals hätte man sich nicht vorstellen können, dass dieser Ort je wieder ein Zuhause für jüdisches Leben werden würde. Ein Ort, an dem nunmehr seit 50 Jahren jüdische Werte und die Tradition der jüdischen Fürsorge gelebt werden.

Die Krankenschwester Thea Levinsohn-Wolf, tätig am Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main und später in Alexandria (Ägypten), schrieb 1932 in ihren Erinnerungen über die Grundlage der jüdischen Krankenpflege: „Hohes medizinisches Niveau, gute Pflege, menschliche Wärme und Verständnis den Patienten gegenüber (...) Behandlung jedes Pflegebedürftigen, der an der Pforte klopfte, egal welcher Hautfarbe und Nationalität, sei er arm oder reich, Jude, Christ oder Araber.“

Ein Haus voller bewegender Lebensgeschichten

„Es erfüllt mich mit Stolz, dass diese Beschreibung auch heute das Leitbild des Altenzentrums widerspiegelt und die Ursprünge der jüdischen Krankenpflege (hebräisch: Bikkur Cholim) im Altenheim beherzigt und umgesetzt werden“, sagt der im Gemeindevorstand u.a. für das Altenzentrum zuständige Dezernent Prof. Dr. Leo Latasch. „Das Haus ist voller bewegender Lebensgeschichten, die häufig von Verfolgung und Ausgrenzung geprägt waren. Dem möchten wir gerecht werden, indem wir immer auch Schutz, kultursensible Pflege und Menschlichkeit bieten. Es ist mir und der Jüdischen Gemeinde wichtig, dass den Mitgliedern, wenn sie älter werden, ein jüdisches Haus mit hohem Standard zur Verfügung steht“, betont Latasch.

Ganz im Sinne der Urkunde zur Grundsteinlegung 1973, in dem der damalige Gemeindevorstand für den Neubau vorgab: „Gib uns nicht preis in den Tagen unseres Alters!“

Während der Großteil der Bewohnerschaft jüdisch ist, gehören die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehrheitlich diversen Konfessionen an. Auch vor diesem Hintergrund sind Empathie, Humanität sowie ein hohes fachliches pflegerisches Niveau und Pflegekonzept weiterhin die Eckpfeiler für ein gutes Zusammenleben. Das jüdische Haus ist mit dieser Vielfalt auch sinnbildlich für die Stadt Frankfurt.

Für ein würdiges Leben im Einklang mit jüdischer Tradition

Der in den 1970er-Jahren erbaute Neubau-Komplex auf dem Grundstück des jüdischen Krankenhauses ist für insgesamt 174 Seniorinnen und Senioren ausgelegt. Damit legte die Jüdische Gemeinde den Grundstein dafür, dass ältere und pflegebedürftige jüdische Menschen in Frankfurt in einem professionellen und geschützten Rahmen die nötige Fürsorge und Pflege erhalten und in Würde ihr Leben und die jüdische Traditionen weiterführen können. Seit nunmehr 50 Jahren bildet dieses Anliegen eine der Hauptaufgaben der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main.

Termininfos

Termin
06.06.2024
Veranstalter
Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main

Termine