Geschichte

Jüdisches Leben ist seit dem Mittelalter fest in Frankfurt verwurzelt. Nach der Zäsur der Schoa bauten Jüdinnen und Juden die Gemeinde wieder auf. Sie zeigt sich heute als Gemeinschaft, die von Zusammenhalt geprägt ist.

Die Anfänge jüdischen Lebens in Frankfurt am Main gehen zurück ins 12. Jahrhundert, als sich in der Gegend um den heutigen Dom eine erste Jüdische Gemeinde etablierte. Die Verfolgungen in den Jahren 1241 und 1349 markierten das Ende dieser Epoche. 1360 durften sich im Rahmen der Stättigkeit (Judenordnung der Stadt) wieder jüdische Familien in Frankfurt niederlassen.

1464 wurde den Frankfurter Juden ein Gebiet an der Stadtgrenze zugewiesen, wo später die Judengasse, das Frankfurter Ghetto, entstand. Hier lebten die Frankfurter Juden – mit einer Unterbrechung wegen des Fettmilchaufstandes (1614 bis 1616) bis zur Emanzipationszeit. Nach der bürgerlichen Gleichstellung 1864 zogen sie allmählich in andere Frankfurter Stadtteile um.

Bis 1933 zählte die Frankfurter Gemeinde mehr als 30.000 Mitglieder. Die Mehrzahl war in der Israelitischen Gemeinde organisiert. Mit der Gründung des Philanthropins 1804 wurde die Jüdische Gemeinde Frankfurt zum Zentrum der religiösen Reformbewegung.

Die Anfänge jüdischen Lebens in Frankfurt am Main gehen zurück ins 12. Jahrhundert, als sich in der Gegend um den heutigen Dom eine erste Jüdische Gemeinde etablierte. Die Verfolgungen in den Jahren 1241 und 1349 markierten das Ende dieser Epoche. 1360 durften sich im Rahmen der Stättigkeit (Judenordnung der Stadt) wieder jüdische Familien in Frankfurt niederlassen.

1464 wurde den Frankfurter Juden ein Gebiet an der Stadtgrenze zugewiesen, wo später die Judengasse, das Frankfurter Ghetto, entstand. Hier lebten die Frankfurter Juden — mit einer Unterbrechung wegen des Fettmilchaufstandes (1614 bis 1616) bis zur Emanzipationszeit. Nach der bürgerlichen Gleichstellung 1864 zogen sie allmählich in andere Frankfurter Stadtteile um.

Bis 1933 zählte die Frankfurter Gemeinde mehr als 30.000 Mitglieder. Die Mehrzahl war in der Israelitischen Gemeinde organisiert. Mit der Gründung des Philanthropins 1804 wurde die Jüdische Gemeinde Frankfurt zum Zentrum der religiösen Reformbewegung.

Im Gegenzug entstand unter der Leitung von Rabbiner Samson Raphael Hirsch die orthodoxe Austrittsgemeinde, die sich 1848 in der Israelitischen Religionsgesellschaft zusammengeschlossen hatte. Neben zahlreichen kleinen Gebetshäusern gab es die Hauptsynagoge in der Judengasse, die Synagoge am Börneplatz sowie die Synagoge an der Friedberger Anlage, die 1907 für die Austrittsorthodoxie gebaut wurde, und die 1910 erbaute liberale Westend-Synagoge. Der freigeistige Charakter der Stadt spiegelte sich auch in der Frankfurter Jüdischen Gemeinde wider.

Zahlreiche Gemeindemitglieder nahmen wichtige Funktionen in der städtischen Kultur und Politik ein. Viele Institutionen, wie die Johann Wolfgang Goethe-Universität oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung, gehen auf jüdische Stiftungen beziehungsweise Gründungen zurück. Bekannte Rabbiner aller religiöser Richtungen haben in Frankfurt gewirkt. Darunter Samson Raphael Hirsch, Markus Horovitz, Nehemia Anton Nobel, Ceasar Seligmann und Georg Salzberger.

In den zwölf Jahren der NS-Zeit wurde das jüdische Leben in der Stadt zerstört. Zwar war es vielen Gemeindemitgliedern gelungen, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Dennoch fanden etwa 12.000 Frankfurter Juden in den Vernichtungslagern der Nazis den gewaltsamen Tod.

Ein Neuanfang nach 1945 schafft die Grundlagen für die Wiederbegründung: Nachdem die Stadt am 29. März 1945 durch die US-Armee befreit worden war, wurde im Juli 1945 der aus Theresienstadt zurückgekehrte Rabbiner Dr. Leopold Neuhaus von der amerikanischen Militärregierung mit der Gründung einer Jüdischen Gemeinde beauftragt. Nach der NS-Zeit waren nur noch wenige der ehemaligen Frankfurter Juden am Leben. Sie zählten zu den Gründervätern der Jüdischen Gemeinde Frankfurt; überwiegend waren dies jedoch polnische Überlebende des Holocaust. Sie waren zunächst in so genannten DP-Camps untergebracht — wie zum Beispiel in dem nahe Frankfurt gelegenen DP-Camp Zeilsheim.

Im Januar 1947 wurde der erste ordentliche Gemeindevorstand gewählt und am 1. Februar 1948 gab sich die Jüdische Gemeinde Frankfurt ihre erste Nachkriegssatzung. 1949 hat die Gemeinde den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts angenommen und zählte zu diesem Zeitpunkt rund 800 Mitglieder.

Im Jahr 1956 bekam die Gemeinde neuen Zuwachs: Nach dem Aufstand in Ungarn wanderten Überlebende aus Ungarn und Rumänien ein. 1968 folgten nach dem Prager Frühling und den antisemitischen Ausschreitungen in Polen Migranten aus der ehemaligen CSSR und Polen. In der Zwischenzeit waren auch zahlreiche Israelis Mitglieder der Jüdischen Gemeinde geworden.

Bis Mitte der achtziger Jahre lebte die jüdische Gemeinschaft in Deutschland in einer so genannten Gepackten-Koffer-Mentalität. Das galt auch für die Frankfurter Gemeinde. In Deutschland stagnierte die jüdische Gemeinschaft bei etwa 35.000, in Frankfurt bei etwa 6.500 Mitgliedern. Nachdem 1989 Juden aus der ehemaligen Sowjetunion die Ausreise ermöglicht wurde, hat sich die jüdische Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland mehr als verdreifacht, die Jüdische Gemeinde Frankfurt zählt heute knapp 7.000 Mitglieder.

Informationen zu weiteren Jüdischen Orten in Frankfurt am Main finden Sie hier: www.juedisches-frankfurt.de.

Durch mehrere politische Auseinandersetzungen rückte die Jüdische Gemeinde Frankfurt in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. So zum Beispiel 1985 bei der Auseinandersetzung über die Aufführung des Theaterstückes „Der Müll, die Stadt und der Tod“ von Rainer Werner Fassbinder, 1987 in der Auseinandersetzung um die Ausgrabungen am Börneplatz und während der Walser-Bubis-Kontroverse des Jahres 1998. Diese Entwicklungen haben heute zu einem Vorbild an Integration und Vorzeigecharakter unserer Einheitsgemeinde geführt. Das gesamte religiöse Spektrum ist vertreten. Seit Oktober 2007 finden in der Synagoge an der Freiherr-vom-Stein-Straße die orthodoxen und liberalen Gottesdienste unter einem Dach statt - einen Egalitären Minjan findet man in Frankfurt ebenso.

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt zählt heute zu den jüngsten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Der Stellenwert der Angebote für Kinder und Jugendliche zeigt sich unter anderem an der Einweihung eines Neubaus für die Grundschule mit Eingangsstufe der I. E. Lichtigfeld-Schule im August 2020. Auch das im Juni 2021, inmitten der Corona-Pandemie, eröffnete Familienzentrum im Westend verdeutlicht mit seinen vielfältigen Angeboten rund um Schwangerschaft, Geburt, Baby-, Kleinkind-, Kindergarten-, Schulkind- und Familienzeit das Engagement der Gemeinde für junge Familien.

Die Pandemie stellte eine große Herausforderung für die gesamte Gemeinde dar und konnte gemeinsam gut bewältigt werden. Auch Russlands Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 erforderte schnelles und koordiniertes Handeln. Innerhalb weniger Wochen konnte ein Willkommenszentrum für ukrainische Geflüchtete eröffnet werden. Keine andere jüdische Gemeinde in Deutschland hat seit Kriegsbeginn so viele Ukrainer und Menschen aus der Ex-UdSSR als Mitglieder aufgenommen.

2023 beging die Jüdische Gemeinde Frankfurt das 75. Jubiläum ihrer Wiederbegründung mit zahlreichen Veranstaltungen und Festen für Gemeindemitglieder und die Stadtgesellschaft. Zugleich wurde ein vollständig neues, zukunftsweisendes Erscheinungsbild eingeführt.

Einige wichtige Daten in der Nachkriegsgeschichte der Gemeinde:

  • 1945: Rabbiner Dr. Leopold Neuhaus kehrt aus dem Konzentrationslager Theresienstadt nach Frankfurt zurück und wird mit der Gründung einer Jüdischen Gemeinde beauftragt
  • 1949: Die Synagoge Baumweg wird neu eingeweiht
  • 1950: Eröffnung des Kindergartens in der Gagernstraße 36, die Westend-Synagoge wird neu eingeweiht
  • 1952: Eröffnung des Jüdischen Altersheims Gagernstraße
  • 1955: Der erste Gemeinderat der Nachkriegszeit wird gewählt
  • 1956: Zum ersten Mal werden vom Finanzamt Gemeindesteuern eingezogen
  • 1955/56: An die Synagoge Baumweg wird das „Haus der Gemeinde“ angebaut. Es beherbergt einen Saal, ein Jugendzentrum, eine Religionsschule und eine Mikwe
  • 1964: Eröffnung eines zweiten Kindergartens im Westend
  • 1966: Gründung der Grundschule der Jüdischen Gemeinde im Gebäude der Westend-Synagoge
  • 1968: Gründung des Frankfurter Jüdischen Gemeindeblatts
  • 1968: Eröffnung des christlich-jüdisch geführten Henry und Emma Budge-Heims in Frankfurt-Seckbach
  • 1969: Die Gemeinde errichtet am Röderbergweg ein Wohnhaus für 60 Mietparteien
  • 1971: Der heutige Kindergarten Bereschit wird im Röderbergweg eröffnet
  • 1974: Eröffnung des neuen Altenzentrums an der Bornheimer Landwehr
  • 1978 Einweihung der Synagoge des Altenzentrums
  • 1986: Das neue Gemeindezentrum wird eingeweiht, Hessens Ministerpräsident Holger Börner und der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Max Willner, unterzeichnen einen Staatsvertrag, der die finanzielle Existenz der jüdischen Gemeinschaft sichern soll
  • 1988: Im ehemaligen Rothschildpalais eröffnet das Jüdische Museum, Gründung der Jüdischen Volkshochschule
  • 1992: Eröffnung des Museums Judengasse
  • 1993: Errichtung und Eröffnung der Wohnanlage Saalburgallee
  • 1995: Gründung des Fritz Bauer Instituts
  • 1996: Einweihung der Gedenkstätte Börneplatz
  • 2000: Das Gemeindezentrum wird zum Gedenken in Ignatz Bubis-Gemeindezentrum umbenannt
  • 2004: Die Stadt Frankfurt gibt das Philanthropin an die Jüdische Gemeinde zurück
  • 2006: Neueröffnung der Lichtigfeld-Schule im Philanthropin
  • 2008: Neueröffnung der Krippe im Westend, Eröffnung des neuen umgebauten Altenzentrums an der Bornheimer Landwehr
  • 2013: Die neue, luxuriös ausgestattete, Mikwe in der Westend-Synagoge wird eingeweiht
  • 2014: Eine neu Welle antisemitischer Drohungen erreicht ihren Höhepunkt
  • 2015: Eröffnung der Gedenkstätte Großmarkthalle im Gebäude der Europäischen Zentralbank
  • 2016: Neueröffnung des Museums Judengasse
  • 2020: Eröffnung des Grundschul-Neubaus der I. E. Lichtigfeld-Schule auf dem Areal des Gemeindezentrums im Westend
  • 2020: Eröffnung des Erweiterungsbaus des Jüdischen Museums mit einer vollständig überabeiteten Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte und Gegenwart Frankfurts
  • 2021: Eröffnung des Familienzentrums im Westend, der bundesweit ersten jüdischen Familienbildungsstätte
  • 2022: Aufnahme und Betreuung zahlreicher ukrainischer Kriegsflüchtlinge, Eröffnung eines Willkommenszentrums
  • 2023: Umfangreiche Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum der Wiederbegründung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt

Auf Leben. 75 Jahre Jüdische Gemeinde Frankfurt

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main beging 2023 das 75-jährige Jubiläum ihrer Wiederbegründung. Nach der Schoa stellten sich Jüdinnen und Juden die Frage, ob sie von Neuem in Frankfurt beginnen konnten. Dem Großteil der Zurückgekehrten und heimatlos gemachten Überlebenden war eine Zukunft in Deutschland nur schwer vorstellbar. Viele emigrierten, einige jedoch blieben und formten eine neue Gemeinde. Sie bauten Institutionen wie Kindergarten, Altenheim, Synagogen und Schule wieder auf. Ihre Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt den Weg einer zunehmend selbstbewussten Gemeinschaft, die sich in der Stadtgesellschaft positioniert. 

Der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung ist für 18,00 Euro zzgl. Versandkosten über die Jüdische Gemeinde käuflich zu erwerben. Senden Sie uns hierzu gerne eine E-Mail mit Name und Anschrift an: kultur@jg-ffm.de 

 

75 Leben
Maike Brüggen (Hrsg.)

75 Leben skizziert biographisch das Leben von 75 Menschen, die das Frankfurt am Main der Vorkriegszeit ihr Zuhause nannten. Allen gemein ist, dass sie Frankfurt nicht freiwillig verließen – die einen wurden deportiert, den anderen gelang die Flucht in ein sicheres Exil. Ausgangspunkt des Buches ist die sogenannte Deportationskartei der Jüdischen Gemeinde, initiiert von Rabbiner Leopold Neuhaus und damit einziges erhaltenes physisches Bindeglied zwischen der Vor- und Nachkriegsgemeinde.

Die Kartei hält auf rund 6500 Karteikarten die Lebens- und Adressdaten von Frankfurter Jüdinnen und Juden bis zu ihrer jeweiligen Deportation fest. Die einzelnen Textbeiträge erzählen vom Leben dieser Menschen, die durch das NS-Regime gezwungen wurden, die Stadt zu verlassen. Lediglich einige wenige der hier Porträtierten fanden nach Kriegsende zurück nach Frankfurt, wo sie die neue Jüdische Gemeinde mitbegründeten.

Die Publikation ist über den Verlag oder den Buchhandel erhältlich.